Geschichte

1939 – 1945 Kriegsgefangenenlager
Ab Ende September 1939, bereits kurz nach Kriegsbeginn, errichtete die Wehrmacht im Norden der Stadt das „Mannschaftsstammlager A im Wehrkreis VII“, kurz Stalag VII A. Am 19.10.1939 trafen die ersten Gefangenen aus Polen und der Ukraine ein. Im Lager, das ursprünglich für 10.000 Insassen geplant war, befanden sich schließlich bei Kriegsende mehr als 70.000 Soldaten aus zahlreichen Ländern. Insgesamt wurden über 150.000 Kriegsgefangene im Stalag VII A registriert.
Rund 1000 Gefangene starben in den Kriegsjahren in diesem Lager. Sie wurden zumeist auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Oberreit am süd-westlichen Stadtrand von Moosburg bestattet. Es waren vor allem sowjetische Soldaten, die oft schon entkräftet im Lager ankamen und dort entsprechend der nationalsozialistischen Ideologie zudem unzureichend versorgt wurden. Nach dem Krieg exhumierte man die Toten und überführte sie auf zentrale Soldatenfriedhöfe.
Befreiung
Am 29.04.1945 befreiten US-amerikanische Truppen das Stalag. Lagerkommandant Oberst Otto Burger und der Chef der Wachmannschaften, Major Rudolf Koller, hatten den Befehl ihrer militärischen Führung verweigert, gefangene Offiziere vorher abzutransportieren, und übergaben das Lager kampflos.
Lesetipp: Die Publikation „Stalag VII A“ (Dominik Reither, 2015) bietet einen Überblick über die Geschehnisse im und um das Stalag VII A.
1945 – 1948 Internierungslager
In den Jahren danach benutzte die amerikanische Militärregierung das Lager als „Civilian Internment Camp No. 6” und inhaftierte dort Amtsträger des Dritten Reiches und Personen, die der Unterstützung der Nazi-Herrschaft verdächtigt wurden. Primäres Ziel war die „Denazifizierung“ Deutschlands durch die Entmachtung der Fuktionäre des nationalsozialisten Staates, aber auch die Befürchtung von Anschlägen. Die Verhaftung wurde zunächst durch einen „automatic arrest“ vollzogen. In der Folge fanden dann die individuellen Verfahren durch die „Spruchkammern“ statt.
Lesetipp: Die Publikation „Interment Camp No 6“ (Dominik Reither, 2021) bietet eine ausführliche Dokumentation des Internierungslagers, das Buch „Unter Verdacht“ (Dominik Reither, 2022) ist eine Kurzfassung.
Ab 1948 Heimatvertriebene und Füchtlinge
Entwicklung der Neustadt
Nach Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Verlust ihrer Existenzgrundlagen fanden ab 1948 die Heimatvertriebenen in den Baracken des ehemaligen Lagergeländes zunächst eine provisorische neue Heimat. Sie stellten in den folgenden Jahren eine große Bevölkerungsgruppe in Moosburg und wurden zu einem wichtigen Faktor im Gesellschafts- und Wirtschaftsleben für die Stadt. Die Anfänge in der neuen Heimat waren jedoch schwierig. Nach und nach entstand aus dem Gelände und aus den ehemaligen Baracken des Lagers ein neuer Stadtteil, die heutige Moosburger Neustadt. Die Struktur des Stalags ist noch immer an der Straßenführung und manchen Gebäuden erkennbar.
Lesetipp: In der Publikation „Zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner“ (Dominik Reither, 2020) ist die politische und gesellschftliche Entwicklung der Stadt nach Kriegsende sowie die Situation der Flüchtlinge und Heimatvertrieben dokumentiert.
Ab 1960 Gastarbeiter
Von „Gastarbeitern“ zu Moosburgern
1960 kamen die ersten Italiener nach Moosburg, um bei einem Industrieunternehmen zu arbeiten. Türkische und jugoslawische Arbeitnehmer folgten. Sie wurden in der Neustadt unter anderem in den ehemaligen Baracken der Wachmannschaften untergebracht. Die aus dem Ausland stammenden Moosburger schufen sich nach und nach eine eigene Infrastruktur mit Gaststätten und Geschäften. Hinzu kamen eigene Vereine, zum Beispiel ein türkischen Freizeitverein, der Sportverein SG Türk Istanbul-Moosburg, der islamische Verein für Moosburg und Umgebung oder der Solidaritätsverein türkischer und deutscher Arbeitnehmer Moosburg. In der Stadt gibt inzwischen zwei Moscheen. Die Gastarbeiter bauten sich so ein neues Zuhause auf.
Lesetipp: Die Homepage „Gastarbeiter-Moosburg“ ist eine Hommage türkischer Gastarbeiterkinder an ihre Eltern und Großeltern, sowie an die erste Generation der Gastarbeiter:innen. Die Hompage bietet schöne Eindrücke der zweitägigen Veranstaltung in der Stadthalle Moosburg 2021.
Weitere Informationen zur Geschichte sowie die gesamten Publikationen des Vereins Stalag Moosburg e.V. sind auf dessen Website zu finden.