Erinnerungskultur in Moosburg

In den Jahrzehnten nach Kriegsende gab es nur einzelne Initiativen, die an das ehemalige Kriegsgefangenenlager Stalag VII A erinnern wollten. So wurde von der Stadt Moosburg auf Betreiben einzelner Persönlichkeiten hin 1963 ein Gedenkbrunnen errichtet, 1982 das Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenfriedhofs erworben und als Gedenkstätte eingerichtet. Eine historische Aufarbeitung fand vor der Jahrtausendwende kaum statt. Wie in vielen anderen Städten auch, wurde diese unschöne Vergangenheit verdrängt.

So verschwanden auch die Barackenbauten des ehemaligen Lagers nach und nach bis auf wenige Reste. Diese bilden jedoch ein deutschlandweit einzigartiges Ensemble mit originaler Substanz. Die Diskussion über die Umgang mit den verblieben Denkmälern ist immer noch im Gange. Ein reicher Fundus an Fotos, Kunstwerken und Zeitzeugnissen ist im Stadtarchiv und zwei Museum archiviert, aber derzeit nur begrenzt öffentlich zugänglich.

Inzwischen gibt es verschiedene amtliche und ehrenamtliche Aktivitäten und Initiativen, die sich konsequent für die Erinnerung an diese Stadtgeschichte einsetzen. Die folgenden Einrichtungen und Personen sind derzeit für die Erinnerungskultur zu den Themen Nationalsozialismus in Moosburg, Kriegsgefangenenlager Stalag VII A, Civilian Internment Camp No. 6, Heimatvertriebene und Gastarbeiter aktiv.  

Stadt Moosburg

Stadtarchiv

Das historische Archiv war zeitweise über viele Jahre verwaist, ungeordnet und kaum zugänglich. 2015 wurde mit Wilhelm Ellböck die Stelle des Archivars neu besetzt und die Bestände zogen vom Dachboden des Rathauses in modern ausgestattete Magazinräume eines Neubaus (Feyerabendhaus). Dabei wurde eine einzigartige Sammlung mit etwa 150 von Gefangenen gefertigten Original-Kunstwerken wiederentdeckt, sowie Fotoalben mit Hunderten von Originalfotos aus dem Stalag. Die Kunstsammlung wurde 2022 in einer vom Stalag-Verein organisierten Ausstellung erstmals öffentlich gezeigt.

Im September 2023 übernahm mit Stephan Kopp erstmals ein ausgebildeter Archivar die Leitung des Stadtarchivs. Unter seiner Federführung organisiert das „TeamStalag2025“ die Ausstellung „vergessen und vorbei? – 80 Jahre Befreiung des Stalag VII A Moosburg“.

Heimatmuseum

Das Heimatmuseum sammelt seit Jahrzehnten Gegenstände aus der Zeit des Stalag und danach, die überwiegend aus der Bevölkerung meist aus Nachlässen übergeben werden.

Der Museumsbestand ist bisher noch nicht fachspezifisch inventarisiert und unter räumlich beengten Verhältnissen ausgestellt. Jedoch präsentiert unter der Leitung von Michael Kerscher das Heimatmuseum sehr interessante Objekte aus dem Moosburger Kriegsgefangenenlager.

Zentrales Exponat hierbei ist ein großes Lagermodell, das in den Nachkriegsjahren erstellt wurde und nun für die anstehende Ausstellung eigens überarbeitet wurde.

Derzeit wird an einer Erweiterung und Neugestaltung des Museums gearbeitet.

Stalag-Neustadt-Museum 

Der langjährige Stadtrat Martin Pschorr engagiert sich seit vielen Jahren als Stalag-Beauftragter der Stadt für die Geschichte des Lagers. Er richtete im Jahr 2017 das Stalag-Neustadt-Museum ein

In diesem Museum kann man sich ausführlich über diesen bedeutenden Abschnitt in der Geschichte Moosburgs, der Entwicklung des Stadtteils „Neustadt“, informieren.

Es ist ein Erinnerungsort in Bildern, erklärenden Texten und mit äußerst interessanten Original-Gegenständen. 

Ehrenamtliche Aktivitäten

Stalag Moosburg e.V.

Der Verein Stalag Moosburg wurde 2013 gegründet und hat die Erforschung und Dokumentation der Geschichte des Kriegsgefangenenlagers und seiner Folgeentwicklungen zum Ziel. Mit internationalen und interkulturellen Begegnungen mit Bürgern, Besuchern und Angehörigen ehemaliger Kriegsgefangener, Veranstaltungen, Projekte sowie im Denkmalschutz engagiert sich der Verein, das historische Erbe der Stadt gegenwarts- und zukunftsgerecht zu wahren. 

In Zusammenarbeit mit der Stadt Moosburg wurden mehrere Erinnerungsorte eingerichtet und zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. Eigene wissenschaftliche Recherchen führten zu einem umfangreichen Portfolio an Publikationen zu unterschiedlichen Aspekten des Lagers und seiner Folgenutzungen. 

Die Website des Vereins bietet umfangreiche Informationen zur Geschichte und Hinweise für Besucher in deutsch, english und französisch.

Heimatverein Moosburg e.V.

Der Heimatverein Moosburg wurde 1978 gegründet und ist nach den Worten seines Vorsitzenden Toni Neumaier „ein überaus fleißiger Verein mit umfangreichen Tätigkeitsgebieten in den unterschiedlichsten Bereichen“.

Auch zu den Themen der Ausstellung findet man im Archiv des über 200 Mitglieder zählenden Vereins viele Dokumente, Fotos und Gegenstände.

Kontakt: E-Mail Anton Neumaier

Heimatverein Moosburg e.V.
Münchner Str. 19
85368 Moosburg a.d. Isar

Private Akteure

Geschichte

Der Moosburger Historiker und Jurist Dr. Dominik Reither beschäftigt sich seit 2015 mit dem Stalag, dem Internment Camp No.6 und der Geschichte der Neustadt. Er hat zu diesen Themen mehrere Bücher und zahlreiche Zeitungsartikel verfasst und behandelt sie immer wieder in Vorträgen.
 

Kunst und mehr

Seit mehr als 10 Jahren ebenfalls sehr aktiv ist die Kunsthistorikerin Christine Fößmeier, die sich mit Ausstellungen, eigenen Kunstwerken, Publikationen zur Erinnerungskultur sowie in Zusammenarbeit miit anderen Akteuren engagiert. Sie kuratierte auch die Ausstellung mit Stalag-Kunstwerken des Stadtarchivs im Jahr 2022.

Gastarbeiter in Moosburg

Der Moosburger Unternehmer Orhan Söhmelioglu organisierte zusammen mit Sabahattin Incekalan und Volkan Akoglu im November 2021 anlässlich des 60-jährigen Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und Deutschland in Moosburg eine zweitägige Veranstaltung mit großem Zuspruch, unter anderem auch mit vielen privaten Fotos von Moosburger Familien.
Die Website zu dieser Veranstaltung ist unter diesem Link zu finden: „Gastarbeiter-Moosburg“

Digitales Fotoarchiv

Der Heimatforscher Karl A. Bauer sammelt und digitalisiert seit Jahrzehnten historische Fotos aus Moosburg. Sein einzigartiges umfangreiches Digital-Archiv speziell auch zum Stalag VII A kann man online erforschen: