Grußwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
in diesen Wochen finden anlässlich des Kriegsendes und des Endes der Nazi-Herrschaft vor 80 Jahren in ganz Deutschland Gedenkveranstaltungen statt. Neben dem Gedenken auf staatlicher Ebene wurden ebenso auf lokaler Ebene zahlreiche Veranstaltungen geplant, die an die Befreiung von dem NS-Regime und den politischen Neubeginn erinnern.
Auch in Moosburg wird mit dem Gedenken an das Stalag VII A, einem der größten Kriegsgefangenenlager im damaligen Deutschland, an ein dunkles Stück Lokalgeschichte mit teilweise weltweiten Auswirkungen erinnert, denn die insgesamt 150.000 Gefangenen kamen aus über 70 Ländern. Die Gefangenen wurden zur Zwangsarbeit in rund 2.000 Arbeitskommandos in ganz Südbayern eingesetzt; in der Landwirtschaft, in der Industrie, aber auch in der Stadt Landshut, beispielsweise für Arbeitsdienste im städtischen Bauamt. Sie waren dort bei der Müllabfuhr und bei der Straßenreinigung tätig oder legten Luftschutzdeckungsgräben an. Nach dem schweren Luftangriff auf den Landshuter Hauptbahnhof vom 19.3.1945 mussten Tausende von Kriegsgefangenen die Trümmer aufräumen und einen neuen Gleisstrang verlegen. Nach der Befreiung durch die Amerikaner wurden viele westalliierte Gefangene über den Flugplatz Ergolding zunächst nach Frankreich ausgeflogen. Von dort gelangten sie dann via Flugzeug oder Schiff in ihre Heimatländer.
Die Forschungen zum Lager und das Erinnern an die Gefangenen und ihr Schicksal sind ein weiterer wichtiger Puzzlestein bei der Aufarbeitung der Zeit zwischen 1933 und 1945. Geschichte findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern sie lässt sich verorten. Schicht um Schicht legen sich Ereignisse auf Städte und Landschaften. Auf dem Gelände des Stalag VII A ist ein neuer Stadtteil entstanden. Für die Menschen, die sich dort ansiedelten, war es ein Neuanfang nach den Erfahrungen von Flucht und Vertreibung. Gleichzeitig ist es den Moosburgern gelungen, die Erinnerung an das Kriegsgefangenenlager wachzuhalten. Es wurde ein Anlaufort für die Menschen hier und für die Angehörigen und Nachkommen der Gefangenen geschaffen. Um zu gedenken, zu verstehen und auch um zu trauern, denn rund 1000 Gefangene sind im Lager gestorben.
Ihr

Alexander Putz